Was Passiert im Jahresverlauf im Baum ?

Schnittzeitpunkt bei Bäumen

Schnitt stört und verletzt immer. Sommer und Spätsommer sind in den meisten Fällen ein eher ungünstiger Schnittzeitpunkt. Der Baum lagert in dieser Zeit Reservestoffe für den Winter ein. Diese benötigt er, weil keine Blätter mehr vorhanden sind, die sonst für die Atmungsenergie sorgen. Reservestoffe sind außerdem wichtig für die Frosthärte und für Wurzeln und Knospen, die in der Winterzeit ihr Wachstum nicht einstellen. Außerdem garantieren sie einen gesunden Neuaustrieb im Frühjahr. Schnitt in der frühen, blattlosen Phase (Winterbeginn) ist in der Tendenz ebenfalls eher ein ungünstiger Zeitpunkt. Bezüglich der Reservestoffe wäre ein zu dieser Zeit zwar zu empfehlen, weil sie geschützt im dicken Holz (dicke Äste, Stamm und Wurzeln) sitzen. Der Schnitt in der Peripherie im Feinastbereich schont also die Reservestoffe. Der Baum reagiert aber zu dieser Zeit auf Verletzungen nur sehr langsam. Deshalb trocknen die ungeschützten Zellen um die Schnittstelle nach und nach zurück und sterben ab. Rücktrocknungen (Nekrosen) sind bei frühem Winterschnitt ausgeprägter, da sie den restlichen Winter über gedeihen können.

Früher Winter (blattlose Phase):

Die Stoffwechselvorgänge sind reduziert und verlangsamt und damit sind die  aktiven Abwehrreaktionen des Baumes  eingeschränkt. Je früher nach dem Laubfall geschnitten wird, desto länger ist die „schutzlose“ Phase bis zum Blattaustrieb im Frühjahr.

•   Nachteile bei Schnitt: Schnitt schädigt immer und zerstört natürliche Schutzmechanismen (mechanisch, biochemisch), die den Baum z. B. vor der kalten Jahreszeit schützen. Physiologische Schäden nach dem Baumschnitt sind mit Sicherheit umso höher, je länger die Zeit zwischen Verletzung und Neuaustrieb im Frühjahr andauert. Schädlinge haben mehr Zeit, Unheil anzurichten, sind aber in dieser Zeit auch meist nicht sehr aktiv oder befinden sich in nicht schädlichen Entwicklungsstadien (Eier, Sporen, etc.).

•   Vorteile bei Schnitt: Die Reservestoffe liegen in dieser Phase hauptsächlich im dicken Stamm und in der Wurzel. Dort sind sie gut geschützt. Schnitt in der Peripherie und im Feinastbereich erhält die Reservestoffe weitgehend. Sie stehen dann auch noch nach dem Schnitt für einen vitalen und kräftigen Austrieb im Frühjahr zur Verfügung.

Winterausgang/Frühjahr (vor dem Blattaustrieb):

Im Baum und in den Wurzeln gespeicherte Reservestoffe werden zunehmend mobilisiert und in die Peripherie der Äste verlagert. Dort sind sie nun höher konzentriert als zu Winterbeginn.

•   Nachteile bei Schnitt: Die Knospen sind vor dem Blattaustrieb sehr empfindlich und brechen äußerst leicht ab. Wer in dieser Zeit Bäume schneidet (Feinäste), schneidet auch die in den Feinästen angesammelten Reservestoffe ab. Der Austrieb wird dadurch schwächer, als wenn vor der Mobilisation geschnitten worden wäre. Übermäßig schädlich wird die Wahl eines späten Schnitttermins jedoch trotzdem nicht sein (s. nachfolgend genannte Vorteile).

•   Vorteile bei Schnitt: Der Baum steht kurz vor der aktiven Phase (Neuaustrieb). Abschottungsprozesse können direkt nach dem Schnitt anlaufen. Nach dem Austrieb der Blätter stehen auch wieder genügend Assimilate zur Verfügung, die den Baum mit allem versorgen, was er braucht.

Frühjahr (vor und nach dem Blattaustrieb):

Der Baum kümmert sich um Wachstum und ist durch die einsetzende Assimilat-Produktion der neuentwickelten Blätter ausreichend gerüstet. Die Rinde und die darunter liegenden Siebzellen sind im Frühjahr sehr saftreich.

•   Nachteile bei Schnitt: Sehr viele Schadorganismen haben in dieser Periode ihre aktive bzw. für den Baum schädliche Phase. Die Rinde ist sehr empfindlich, d. h. sie platzt äußerst leicht ab (Großbäume vorsichtig schneiden).

•   Vorteile bei Schnitt: Das leichte Lösen der Rinde erleichtert das Veredeln und macht es – je nach Veredelungsart – sogar erst möglich. Der Schnitt ist in dieser Zeit für den Baum im Normalfall sehr günstig. Denn er ist sowieso in einer Phase der Neubildung, in der er Neutriebe und neue Blätter ausbildet.

Frühjahr bis Frühsommer:

In diesen Zeitraum fällt die intensivste Wachstumsphase der Bäume, sowohl hinsichtlich Längen- als auch Dickenwachstum.

•   Nachteile bei Schnitt: In dieser Phase sind viele Organismen sehr aktiv, die sich von Bäumen ernähren und ihnen zusetzen. Der Schnitt in dieser Zeit schafft gefährliche Eintrittspforten für Schädlinge. Die jungen Triebe und Blätter sind begehrte Nahrungsquellen für alle Tiere, die junges Gewebe lieben.

•   Vorteile bei Schnitt: In dieser Phase werden durch den Schnitt Neutriebbildung und Verzweigung angeregt. Der Baum kann in vielen Fällen optimal auf Verletzungen reagieren. Ob diese Phase für einen Schnitt günstig ist oder nicht, hängt von der vorherrschenden Situation ab (Vorhandensein von Schädlingen bzw. Infektionspotential, Art der Verletzung etc.).

Frühsommer:

Das Längenwachstum wird vor allem bei schwach wachsenden Trieben langsam eingestellt und die Apikal- bzw. Endknospen gebildet.

•   Nachteile bei Schnitt: Die durch den Schnitt provozierte, späte Triebbildung ist schlecht, wenn die Zeit bis zur Vegetationsruhe anschließend nicht mehr für die Ausreifung der spät gebildeten Neutriebe ausreicht. Diese sterben dann im Winter ab.

•   Vorteile bei Schnitt: Siehe Vorteile Frühjahr bis Frühsommer

Sommer:

Ab einer gewissen Zeit hört bei Bäumen die Neutriebbildung oder Blattneubildung auf und die Art der Zellen beim Dickenwachstum ändert sich.

•   Nachteile bei Schnitt: Der Verlust von Blattmasse durch den Schnitt kann nicht mehr vollständig durch die Neubildung von Blättern kompensiert werden.

•   Vorteile bei Schnitt: Der oben genannte Nachteil kann z. T. durch höhere Leistung der noch vorhandenen Blätter, die vor dem Schnitt beschattet waren, kompensiert werden. Das macht sich der sogenannte „Sommerschnitt“ im Obstbau zu Nutze. Dort werden einjährige Triebe entfernt, die man sowieso im Winter entfernen würde. Die Früchte erhalten mehr Sonne, die verbliebenen Triebe reifen besser aus und die Blätter werden besser belichtet.

Achtung: Der oben beschriebene „Sommerschnitt“ im Obstbau hat mit dem normalen Schnitt in der Baumpflege wenig zu tun. Viele Baumpfleger sprechen aber fälschlicherweise ebenfalls von „Sommerschnitt“, als sei dies auch in der Baumpflege ein feststehender Begriff. Hier reicht die Bedeutung aber von Schnitt während der Vegetation über reinen „Herbstschnitt“ bis hin zu Schnitt von Altholz und dem Zurücksetzen oder Entfernen von stärkeren Ästen. Der Begriff sollte deshalb am besten solange abgeschafft werden, bis sich eine einheitliche Definition herausgebildet hat. Sonst kann es zu Komplikationen und Unsicherheiten kommen.

Sommer und Spätsommer:

Bäume lagern verstärkt Reservestoffe ein. Diese Zeit ist hinsichtlich Baumschnitt sehr kritisch zu sehen, da Reservestoffe wichtig für die Winterhärte, die Atmung im Winter, den Stoffwechsel und den Neuaustrieb im Frühjahr sind.

•   Nachteile bei Schnitt: Wer in dieser Phase schneidet, behindert die Einlagerung der Reservestoffe und nimmt in Kauf, dass der Baum nicht optimal für den Winter vorbereitet ist und geschwächt wird. Das mag manche dazu verleiten, Bäume in dieser Zeit zu schneiden, um starken Wuchs zu bremsen. Es ist aber in erster Linie eine Schädigung und deshalb ein zweifelhaftes Mittel. Starkwachsende Bäume können auch durch einen speziellen Schnitt beruhigt werden, der die Energie gleichmäßig auf alle Knospen verteilt. Der Baum bleibt so gesund und die restlichen Knospen werden gestärkt.

•   Vorteile bei Schnitt: Der Baum ist noch ausreichend aktiv, um auf Verletzungen reagieren zu können.

Hier finden Sie uns

Baumpflege Schaffner
Am Schwarzen Berg 12
64521 Groß-Gerau

Mobil: 0170/2468731

Kontakt

Rufen Sie einfach an unter

 

0170-2468731

 

oder nutzen Sie unser Kontaktformular im Impressum.